Kultur und Geschichte entlang des Lamberg-Pfades
Bei Informationsfahrt stellt Heinrich Vierlinger Sehenswürdigkeiten vor – Ziel: Auch kleine Orte auf böhmischer Seite bekannter machen
PNP
24.07.2025

In der St. Erasmus-Kapelle stellte Martin Sichinger (2. v.l.) mit der Mesnerin (l.) die Familiengruft vor.,Foto: Schörnich

FRG. Kürzlich wurde in der Gemeinde Žihobce, Schihobetz, wenig später in Finsterau, das Interreg-Projekt „Lamberg-Pfad“, ein Wander- und Radweg auf beiden Seiten der Grenze, eröffnet. Als Partner der böhmischen Projektleader unterstützte die Gesellschaft für grenzenlose Kultur und Geschichte für Bayern, Böhmen und Österreich, GfgKG, aus Aldersbach, die Nachbarn bei der zweijährigen Planung, Organisation und Vorbereitung.

Auf tschechischer Seite führt der Lamberg-Pfad über knapp 50 Kilometer durch acht Gemeinden. Neben der herrlichen Natur bieten diese auch kulturhistorische Sehenswürdigkeiten. Bei seiner Informationsfahrt stellte der Geschäftsführer der GfgKG, Heinrich Vierlinger, unterstützt von Martin Sichinger aus Vimperk, Winterberg, einige davon vor.

Rundstrecke wird bereits gut angenommen
Im sogenannten „Böhmischen Vorgebirge“, dem südwestlichen Rand des Böhmischen Massivs, unweit von Sušice, Schüttenhofen, liegen die Ortschaften Žichovice, Žihobce, Nezdice na Šumave, Strašin, Sobešice, Bukovnik, Frymburk und Nezamyslice. Sie sind eigentlich seit über 300 Jahren mit Finsterau, Heinrichsbrunn, Hohenröhren, Zwölfhäuser, Mauth, Mitterfirmiansreut, Philippsreut und Bischofsreut eng verbandelt.

Während die böhmischen Orte um das Jahr 1710 von Johann Philipp Graf von Lamberg gekauft wurden, gründete der damalige Fürstbischof von Passau ab 1698 die Orte auf bayerischer Seite. Über 200 Jahre herrschte das österreichische Adelsgeschlecht über die Siedlungen diesseits und jenseits der Grenze. Durch den „Lamberg-Pfad“ will man diese Verbindung mit neuem Leben füllen und die etwas abseits gelegenen Orte auf böhmischer Seite bekannter machen.
Die Rundstrecke durch die Gemeinden wird bereits gut angenommen. Franz Uhrmann, Waldführer bei Pro-Nationalpark, bietet Tages-Radtouren mit Start und Ziel in Žichovice an. Der Kurs ist gut ausgebaut, nicht zu anspruchsvoll und führt in oder berührt die acht Gemeinden. Infotafeln weisen auf Sehenswürdigkeiten hin. Wer den „Lamberg-Pfad“ erwandern will, sollte sich auf Teiletappen beschränken. „Die gesamten knapp 50 Kilometer sind an einem Tag nicht zu schaffen“, sagt Franz Uhrmann. Ein Hotel gibt es in Sobešice, Sobischitz, kleine Pensionen in Nezdice, Nesditz, Strašin, Straschin oder Frymburk, Frimburg. Markiert sind die Wege in größeren Abständen mit dem Wappen der Lamberger als Symbol.

Schon von weitem grüßt vom Berg Hurka die vermutlich 1254 gegründete Wallfahrtskirche Mariä Geburt nahe Strašin. Nach mehreren wundertätigen Heilungen erfuhren die Wallfahrten zur Jungfrau Maria einen großen Zulauf. Der Bürgermeister, Jan Helišek, begrüßte die Gruppe, Pfarrer Koutky stellte sein Gotteshaus vor. Durch die Vielzahl anderer, nahe gelegener Wallfahrtsorte, hat die Strašiner Wallfahrt heute nur noch regionale Bedeutung. In Nezamyslice, in Mitten ihrer Herrschaft, ließen die von Lamberg im Jahr 1808 in der Kapelle St. Erasmus, hinter der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt auf dem St. Carolusberg, ihre Familiengruft errichten. Im Inneren befinden sich die Grabsteine einiger Angehöriger aus dem 16. Jahrhundert des Geschlechts, die aus Salzburg überführt wurden.
m Zentrum der Lamberg-Gemeinden liegt Žihobce mit dem Muzeum Lamberska̛ stezka, Museum Lamberger Steig und der Tourist-Information im ehemaligen Schloss. Die Ausstellung informiert ausführlich über die Herrschaft der Lamberger und die Geschichte des Dorfes. Zudem wurde hier durch den ehemaligen Bürgermeister Karel Baumruk die Idee für das grenzüberschreitende Projekt geboren. Von einem Raum aus kann man die Fledermauskolonie, die sich unter dem Dach eingenistet hat, beobachten. Vom Aussichtspunkt im Schlosspark hat man einen herrlichen Blick auf die Böhmerwaldgipfel des Javornik, Ždanov und Sedlo.

Erinnerung an blutige Scharmützel
Wer die acht Gemeinden besuchen will, hat die Qual der Wahl. Bei einem Tagesausflug kann man die Sehenswürdigkeiten nur streifen oder muss sich für einige wenige entscheiden. So wäre auch ein Besuch des Berges Bitovin bei Bukovnik, Bukownik, interessant. Dort hat man viele Fragmente aus den Schlachten des Dreißigjährigen Krieges gefunden. Ein Lehrpfad führt die Besucher auf einer ein Kilometer langen Route entlang der Grabstätten schwedischer Soldaten. Auch ein Bildstock erinnert an diese blutigen Scharmützel. Im Jahr 2013 wurde bei Sobesice ein ehemaliger Waldlehrpfad durch einen Rundweg um das Öko-Zentrum „Jezirko“ ersetzt. Hier finden die Besucher interaktive Spiele. Sie erfahren, wie der Wald die Klimafunktion erfüllt. Einen Abstecher wert ist auch der im September 2024 eröffnete Getreidespeicher in Bukovnik. Er beherbergt heute das Regionalmuseum Špejchar.
Landschaftlich reizvoll ist Frymburk, umgeben von mehreren Teichen. Für Archäologiefreunde interessant sind der Burghügel, sowie die Wälle und Gräben der ehemaligen Burgstätte Friedenburg.

Nach so vielen Infos durfte eine Stärkung nicht fehlen. Zum Abschluss wurde im Hotel Gabreta in Susice, Schüttenhofen, eingekehrt. Die Belegschaft ist schon seit fast zwei Jahrzehnten freundschaftlich mit den Besuchern aus dem Landkreis verbunden.

Seit dem 16.Jh. Pilgern die Gläubigen zur Kirche Maria Geburt in Strašin,Foto: Schörnich

Die Grabtafeln verstorbener Mitglieder der Lambergfamilie in der Erasmuskapelle in Nezamyislice,Foto: Schörnich

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